,,Täufer und Mennoniten''
,,Entstehung der Täuferbewegung und deren Verfolgung''
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Die Mennonitengemeinde Branchweilerhof entstammt der Täuferbewegung der Reformationszeit, die um 1525 in Zürich entstand. Dort war um Huldrych Zwingli, den Schweizer Reformator, ein Bibellesekreis entstanden, der anhand des Wortes Gottes nach Reformen entlang ,,der Schnur Christi" für die Kirche suchte, über deren Zustand in weiten Bevölkerungskreisen Unmut und Unzufriedenheit herrschte.
Zu diesem Kreis um Zwingli gehörte der Patriziersohn Konrad Grebel. Er hatte in Wien, Basel und Paris studiert und war ein eifriger Anhänger Zwinglis und seiner Vorstellungen. (Predigt des Evangeliums in deutscher Sprache, Abschaffung von Prunk in den Kirchen, Reform der Klöster, die Möglichkeit der Ehe für Priester, Abendmahl als Gedächtnisfeier usw.). Zwingli machte alle Reformen von der Zustimmung des Rats der Stadt Zürich abhängig und wollte, daß die Kirche die ganze Gesellschaft umfaßte.
Konrad Grebel und seine Freunde, die in geistlichen Dingen nur die Heilige Schrift als Autorität anerkannten, kamen zu einem anderen Gemeindeverständnis als Zwingli.
Daraus ergaben sich erste Meinungsverschiedenheiten. Der Kreis um Grebel erstrebte eine Gemeinde unabhängig von der Obrigkeit, der nur Glieder angehören sollten, die bereit waren, ihren Glauben an Jesus durch Wort und Wandel zu bezeugen. Der Eintritt in die Gemeinde sollte durch die Taufe auf den Glauben geschehen zum Zeichen der Verbundenheit mit Christus in einem neuen Leben (Römer 6, 3 und 4). Dieses neue Leben schloß absolute Wahrhaftigkeit und Friedfertigkeit ein, weshalb sie den Eid und das Waffentragen ablehnten. Ihre Überzeugung war: in Konfliktsituationen mußte der Christ bereit sein, sein Kreuz zu tragen, um am Geschick Christi teilzuhaben. Da die freie Entscheidung für Christus nur ein mündiger Mensch treffen konnte, lehnten Grebel und seine Anhänger die Säuglingstaufe ab. Sie verstanden die Taufe nicht als Sakrament, sondern als Bekenntnis des Glaubens.
Die übergeordnete Autorität in geistlichen Dingen hatte nach ihrer Erkenntnis die versammelte Gemeinde. Eine geistliche Hierarchie wurde abgelehnt getreu dem Wort Jesu in Math. 23, 8: ,,Einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder".
Zwingli und der Rat der Stadt Zürich wollten, daß die Leute um Grebel sich wieder in die Kirche einordneten. So verfügte der Rat am 18. Januar 1525, daß alle Kinder innerhalb von acht Tagen nach der Geburt, wie früher schon üblich, zu taufen seien. Wer dieser Ordnung nicht folge, solle festgesetzt oder ausgewiesen werden. Am 21. Januar 1525 wurde vom Rat der Stadt Zürich ein Versammlungs- und Redeverbot für Konrad Grebel, Felix Mantz und ihre Anhänger erlassen. Auswärtige Anhänger des Täuferkreises wurden des Landes verwiesen. Am Abend desselben Tages kam der Täuferkreis zu einer geheimen Versammlung zusammen, um die neue Situation unter Gebet zu beraten. Nach dem Gebet erhob sich Georg Blaurock, ein ehemaliger Mönch aus Graubünden, und bat Konrad Grebel um die wahre, echte christliche Taufe auf seinen Glauben und Erkenntnis. Grebel vollzog die Taufe an ihm und dann taufte Blaurock die übrigen Versammlungsteilnehmer.
Dies war die Geburtsstunde der Täuferbewegung.
Erfüllt mit einem heiligen missionarischen Eifer zogen die Brüder, wie sie sich jetzt nannten, aus um zu predigen und z taufen. Verbot und Androhung von Strafen hinderten sie nicht, das Evangelium und ihr neues Gemeindeverständnis unter die Leute zu bringen. Ihre Gegner und die Obrigkeit sahen dem nicht untätig zu. Gefängnis, Folterung, Ausweisung und Tod sollten die neue Lehre ausrotten. Verfolgt, gehetzt und entkräftet kam Konrad Grebel im Sommer 1526 nach Maienfeld in Graubünden und starb im Hause seiner Schwester an der Pest. Felix Mantz, ein Freund und Mitstreiter Konrad Grebels, wurde nach mehrmaliger Gefängnishaft zum Tode verurteilt und am 5. Januar 1527 in Zürich gefesselt in der Limat ertränkt und starb so den Märtyrertod. Georg Blaurock folterte man am gleichen Tag hart. Er zog später in seine Heimat Graubünden und wurde am 6. September 1529 in Clausen, Südtirol, auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Trotz härtester Verfolgung breitete sich das Täufertum rasch in der Schweiz, in Süddeutschland, Österreich und Mähren aus.
Am 24. Februar 1527 kamen schweizerische und süddeutsche Täuferprediger zu einer Konferenz in Schleitheim bei Schaffhausen zusammen, um eine einheitliche Glaubenslehre zu erarbeiten. die Leitung hatte Michael Sattler, ehemaliger Prior des Benediktinerklosters St. Peter im Schwarzwald. (Er hatte sich im Winter 1525 in Zürich dem Grebel'schen Kreis angeschlossen). Besprochen wurde bei dieser Zusammenkunft in Schleitheim die Lehre von der Taufe, die Gemeindezucht, das Brotbrechen oder Herrenmahl, die Absonderung von der Welt, die Leitung der Gemeinde, die Ablehnung des Schwertes und des Eides. Es waren die Punkte, in denen sich die täuferische Glaubensauffassung von den alt- und neugläubigen Kirchen unterschied. Das Ergebnis dieser Tagung war das ,,Schleitheimer Bekenntnis", das eine bestimmende Rolle in Süddeutschland spielte.
Nach Norddeutschland und die Niederlande wurde die Täuferbewegung durch Melchior Hoffman getragen, einem gelernten Kürschner und ehemaligen lutherischen Prediger. Er kam 1530 in Straßburg mit den Täufern in Berührung und trat dafür ein, daß der Rat der Stadt den Täufern eine Kirche als Versammlungsort zur Verfügung stellte. Er mußte deshalb fliehen. Predigend und taufend war er kurze Zeit danach in Emden zu finden. Hoffman hatte ein starkes Sendungsbewußtsein und durch seine mitreißende Redebegabung fand er schnell einen großen Anhang.
Eine Gruppe fanatischer Anhänger ergriff 1534 in Münster / Westfalen die Macht. Wegen der grausamen Verfolgung landauf, landab hatten sich dort viele Täufer eingefunden. Sie wollten das tausendjährige Reich mit Gewalt einführen. Alle, die sich nicht taufen ließen, wiesen sie zur Stadt hinaus. Über ein Jahr terrorisierten diese fanatischen Schwärmer die Stadt. Am 25. Juni 1535 gelang es dem bischöflichen Heer, die ausgehungerte Stadt im Sturm zu nehmen. An den Bürgern wurde schreckliche Rache genommen. Diese Ereignisse brachten unendliches Leid über die Gemeinschaft der friedlichen Taufgesinnten, denn man machte deinen Unterschied zwischen ihnen und den radikalen Elementen. Die Gewalttätigkeiten der Schwärmer von Münster haben dem friedlichen Täufertum bis heute sehr geschadet. Die Täufer - Ältesten Obbe und Dirk Philips aus Leeuwarden im niederländischen Friesland wandten sich scharf gegen die Auswüchse in Münster. Durch ihr Bibelstudium waren sie zu ähnlichen täuferischen Prinzipien wie die Schweizer Brüder gekommen. Es gelang ihnen, die Täuferbewegung in den Niederlanden in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Zum bedeutendsten Führer der Taufgesinnten wurde Menno Simons ( 1496 - 1561 ), ein katholischer Priester in Pingjum / Westfriesland. Zweifel an der Richtigkeit der kirchlichen Abendmahlslehre brachten ihn zum Bibellesen. Als der Schneider Sicke Freerks im nahen Leeuwarden 1531 enthauptet wurde, weil er sich auf das Bekenntnis seines Glaubens hatte taufen lassen, bekam Menno Simons Bedenken, ob nicht auch die Kirche in ihrer Tauflehre irre. Durch vermehrtes Bibelstudium kam er zu der Überzeugung, daß die Kindertaufe biblisch nicht zu begründen sei. Nach schweren inneren Kämpfen gab Menno sein Priesteramt auf und verließ am 30. Januar 1536 die katholische Kirche. Obbe Philips taufte ihn. Er setzt ihn auch im Januar 1537 als Ältesten in Groningen ein.
Menno Simons' Verantwortung und Fürsorge für die Taufgesinnten ließen ihn weite Reisen durch ganz Holland, Norddeutschland bis nach Danzig unternehmen. Wertvolle Bücher und Schriften sind uns von ihm erhalten, alle mit dem Motto aus 1. Kor. 3, 11: ,,Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus". Seine ganze Kraft und Zeits tellte er in den Dienst der Gemeinde, ,,denn es gibt auf der Erde nichts, das mein Herz so liebt als die Gemeinde", schrieb Menno 1558 an die Brüder in Waterhorne / Friesland. Bis an sein Lebensende verfolgt, steckbrieflich gesucht, starb er 1561 zu Wüstenfelde in Holstein dennoch eines natürlichen Todes. Schon ab 1545 nannte man seine Anhänger Menisten. Später ging der Name Mennoniten auf die ganze Glaubensgemeinschaft über.
Die Täufer in der Kurpfalz
Die Täuferbewegung fand bald nach ihrer Entstehung Eingang in die Kurpfalz und die angrenzenden Gebiete und wie in der Schweiz wurden die Täufer auch hier hart verfolgt. Hans Denck, der bedeutende süddeutsche Täuferführer, fand schon im Januar 1527 bei seiner Reise von Straßburg nach Worms in Landau und Worms Glaubensbrüder. Während seines sechsmonatigen Aufenthaltes in Worms vollendet er mit Ludwig Hätzer die in Straßburg begonnene Arbeit der Übersetzung der Propheten des Alten Testaments aus dem Hebräischen ins Deutsche. Das Werk erlebte in kurzer Zeit 16 Auflagen. -- In Worms wirkte in dieser Zeit der rührige Prediger Jakob Kautz für das Täufertum und fand viel Anhang, weshalb er aus der Stadt gewiesen wurde. Auf das Drängen von Kaiser Karl V. ( 1519 - 1556 ) sah sich der Kurfürst Ludwig V. ( 1508 - 1544 ) gezwungen, am 5. März 1528 ein Mandat gegen die sogenannten Wiedertäufer zu erlassen, das für sie die Todesstrafe anordnete.Besonders im Raum Alzey und in der Gegend zwischen Heidelberg und Bruchsal hatte die neue Lehre vorwiegend unter der Landbevölkerung Verbreitung gefunden.
Aus einem Schreiben von Johann Cochlaeus an Erasmus von Rotterdam vom 8. Januar 1528 geht hervor, daß sich schon lange 18 Wiedertäufer im Alzeyer Gefängnis befänden und in Deutschland ihre Zahl auf 18 000 gestiegen sei. Die Geschichtsbücher der Mährischen Brüder berichten, daß in einigen Orten der Kurpfalz die Gefängnisse von Taufgesinnten gefüllt waren. Diese Not veranlaßte viele Täufer in das tolerantere Mähren zu flüchten. Die grausame Verfolgung fand unter der Bevölkerung nicht überall Zustimmung. So trat Jakob Otter, ein Pfarrer in Neckarsteinach, im April 1528 im Vorwort zu seiner Schrift ,,Das erste Buch Mosi" für die Täufer ein. Er hatte sie im persönlichen Verkehr kennengelernt und achtete ihren sittlichen Ernst. Er war der Meinung, es sei Christenpflicht, sie zu unterweisen um sie dadurch für die Kirche zu gewinnen. Rohe Gewalt, wie es von ,,blutgierigen Leuten" durch Verjagen, Einkerkern, Martern und Töten geschehe, lehnte er ab.
Noch energischer setzte sich der evangelische Pfarrer Johann Odenbach zu Moscheln unter Landsberg für die Täufer ein. Er wendet sich direkt in einem offenen Schreiben an die Richter der Gefangenen in Alzey, in welchem er sie in ergreifenden Worten auf ihre Verantwortung hinweist. Unter anderem schreibt er:
,,Ihr sollt als arme, unwissende und ungelehrte Leute fleißig und ernst zu dem rechten Richter schreien und ihn um seinen göttlichen Beistand, um Weisheit und Gnade bitten. Dann werdet ihr eure Hände nicht leichtfertig mit unschuldigem Blut beflecken, wenn euch schon Kaiserliche Majestät und alle Fürsten der Welt hierin zu urteilen geboten hätten. Diese armen Gefangenen haben sich mit der Wiedertaufe nicht so hoch gegen Gott verschuldet, daß er ihre Seele darüber so gefrevelt, daß sie ihren Leib verwirkt haben, denn die rechte Taufe oder die Wiedertaufe ist nicht solcher Art, daß sie vermöge den Menschen selig zu machen oder zu verdammen... Bedenket die Verachtung und den Argwohn des gemeinen Mannes, so nach Entleibung dieser Armen anstünde. Von Ihnen wird es einst heißen: Siehe mit welch großer Geduld, Liebe und Andacht sind diese frommen Leute gestorben, wie ritterlich haben sie der Welt widerstrebt! O, möchten wir in ihrer Unschuld bei Gott auch leben. Man hat sie mit Wahrheit nicht überwunden, ihnen ist Gewalt geschehen: Sie sind heilige Märtyrer Gottes."
Heutige Mennonitengemeinden
* Mennonitengemeinde Branchweilerhof hält Gottesdienst sonntags 9:30 Uhr in der Spitalkapelle des Branchweilerhofs. Ihr Vorsitzender ist Wanda Schowalter.* Mennonitische Missionsgemeinde Neustadt hält Gottesdienst sonntags 9:30 Uhr in einer Scheune auf dem Branchweilerhof. Ihr Vorsitzender ist Anneliese Bergtholdt-Lichti.
* Mennonitenbrüdergemeinde hält sonntags 9:30 Uhr im Haus Hetzelstraße 19 ihren Gottesdienst. Ihr Vorsitzender ist Klaus Schuster.