Landwirtschaft
Wirtschaftliche Verhältnisse seit 1805.
Bilder Gallery
Im Jahre 1805 war es den Spitalhöfer Mennoniten möglich, den Hof als Eigentum zu erwerben. Die Zusammenarbeit der einzelnen Familien, wie sie in den vergangenen 1 1/2 Jahrhunderten üblich war, verschwand langsam. Durch Fleiß und fortschrittliches Wirtschaften hatten die Mennoniten in früheren Zeiten den Nachteil von Sonderbesteuerungen ausgleichen müssen und waren dadurch zu tüchtigen Landwirten geworden. Das wirkte sich nach 1800 bei der Gleichstellung mit der übrigen Bevölkerung vorteilhaft aus.
Der Zusammenhalt in der mennonitischen Gemeinschaft, gute Schulbildung und Fleiß führten zum Wohlstand. Im Jahre 1810, 1840, 1845 entstanden neue Wohnhäuser im großen Innenhof und etwa im gleichen Zeitraum ,,vor dem Tor" ein neuer Bauernhof.
Das milde Klima der Vorderpfalz und der zum Teil leichte Sandboden mit günstigen Grundwasserverhältnissen gab die Möglichkeit, neben der allgemeinen Landwirtschaft und Hopfenanbau, einen ausgedehnten Obst-, Gemüse- und Weinbau zu betreiben. Beim Anbau von Obst achtete man auf großen Sorten- und Artenreichtum. Die Stadt Neustadt bot für frisches Obst und Gemüse einen guten Absatzmarkt. Dreimal wöchentlich standen die Spitalhöfer Bauern auf dem Wochenmarkt, um ihre Produkte zum Verkauf anzubieten. Darüber hinaus brachte man die Früchte mit Pferdewagen bis nach Kaiserslautern zum dortigen Wochenmarkt und in eine Konservenfabrik nach Pferddersheim bei Worms. Um einen guten Preis für die Ware zu erhalten wurde manche Fahrt bei Nacht unternommen um morgens frühzeitig an Ort und Stelle zu sein. Besonders Pfirsiche und Aprikosen waren wegen ihrer Qualität sehr begehrt. Viel Obst wurde um 1900 und später auch per Bahn verschickt. Diese Form der Direktvermarktung wurde Mitte der 1930er Jahre aufgegeben, als der Absatz über Genossenschaften vorgezogen wurde. Auch der Wein, den man lange Jahre selbst ansbaute und an Händler verkaufte, wurde mit der Zeit über die Winzergenossenschaften vermarktet.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Abbau von Sand zu Bauzwecken eine gewisse Bedeutung. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Liefern von Sand an Neustadter Baufirmen bis in die 1930er Jahre verstärkt betrieben.
Von 1918 bis 1930 war die Pfalz von Franzosen besetzt. Neustadt wurde französische Garnisonsstadt. Durch den Bau der Kasernen verloren die Branchweilerhöfer Bauern einen Großteil ihres besten Ackerbodens. Die Entschädigung dafür konnte den Verlust nicht ausgleichen. Anträge an die Besatzungsmacht, wenigstens die Kasernen auf landwirtschaftlich minderwertigerem Boden zu bauen, wurden abgewiesen.
Die Geldentwertung und die in Südwestdeutschland übliche Realteilung, verbunden mit einer großen Kinderzahl der Familien, schufen nach dem 1. Weltkrieg eine schwierige wirtschaftliche Situation für die Bauern auf dem Hof. Die Geldentwertung ging 1923 so rasend, daß der Erlös eines Markttages eine Woche später kaum noch reichte um ein Paar Schuhriemen zu kaufen. Es mußte mit Millionen und Billionen gerechnet werden und beim Verkauf der Produkte auf dem Wochenmarkt nahm man die Brotbüchsen mit, um darin das viele Papiergeld aufzubewahren. Jeder atmete auf, als im November 1923 die Rentenmark eingeführt wurde. Bei der Stabilisierung der Währung erbrachte die Umwandlung:
1 Billion Papiermark = 1 Rentenmark. Damit war der Grundstein für eine gesunde Wirtschaft gelegt. Einen wirtschaftlichen Aufschwung brachten aber erst die 1930er Jahre, nicht zuletzt durch die bauernfreundliche Politik der damaligen Regierung. Der 2. Weltkrieg und dessen katastrophales Ende machte diesen jedoch zunichte. Eine Besserung trat Ende der 1950er Jahre ein, als die vielseitige Wirtschaftsweise aufgegeben wurde und sich die Hofbauern auf wenige Betriebszweige spezialisierten. Dies machte die Aussiedlung von vier Hofstellen notwendig, die sich in den Jahren 1962 bis 1966 östlich des alten Branchweilerhofes ansiedelten. Von den vier Betrieben spezialisierten sich zwei auf Hühnerhaltung, einer auf Obst- und Weinbau und einer auf Milchviehwirtschaft. Die fünf auf dem Branchweilerhof zurückgebliebenen Betriebe wurden mit den Jahren aus Alters- und Krankheitsgründen oder auch wegen Abwanderung in andere Berufe aufgegeben und verpachtet. Aus einer reinen Landgemeinde ist eine vielberuflich gegliederte halbstädtische Gemeinde geworden.
Im Hintergrund die alte Hofmauer und die Dächer der Gebäude und Obstgärten.
Es war zur Zeit der französische Besatzung.
Hilfe durch Besatzungssoldaten mit ihren Baskenmützen.
Vordergrund sitzend:
Emilie Lichti
Adolf Lichti
Renate Lichti (im Arm von Adolf - seine Tochter)
Lidia Lichti (Frau von Adolf)
Vordergrund stehend:
Richard Lichti
Marie Lichti (Frau von Richard)
stehend mit Schürze:
Johanna Thiele (geb. Lichti - Schwester von Adolf)
Auf den weiten Gebieten östlich des Bahndammes bis zur Gemarkungsgrenze und bis zur Speyerdorfer Straße im Süden betrieben die Mennoniten intensivste Kultur. Obst- und Weinbau und Gemüsezucht überwogen. Den Mennoniten wird auch nachgesagt, daß sie den Luzernenklee und die erste Kalkdüngung ins Land gebracht haben.